Sex-Absurditäten in der Natur
In freier Wildbahn haben sich so viele seltsame Spielarten des Geschlechtslebens herausgebildet, dass es teilweise wie Science-Fiction klingt. Zum Beispiel stößt man auf multiple Geschlechter und die Rede ist nicht von zwei oder drei. Ein Lebewesen kann mehr als ein Dutzend davon besitzen. Zwitter haben sehr viele Vor- aber auch Nachteile. Tieren, die sowohl Männchen wie Weibchen sind, sollten Geschlechterkämpfe eigentlich unbekannt sein, aber dem ist nicht so. Einigen Arten übernehmen nur sehr ungern die Frauenrolle.
Die Gründe sind biologischer und wirtschaftlicher Natur: Sperma lässt sich relativ einfach produzieren, die großen Eizellen verbrauchen jedoch bei der Herstellung viel Energie und Eiweiß. Das ist anstrengend. Männer hingegen können sich öfter paaren und damit mehr von ihrem Erbgut weitergeben. Das macht Spaß. Einige Zwitter agieren daher mitunter sehr unfair, nur um die Männerrolle zu bekommen. Die Ariolimax-Schnecken haben für ihre Körpergröße Riesen-Penisse. Treffen zwei dieser Zwitter paarungsbereit aufeinander, ist ein brutaler Kampf vorprogrammiert, bei dem die Schnecken versuchen, in den jeweils anderen einzudringen und gleichzeitig dessen Penis abzubeißen. Die Weitergabe von konkurrierendem Erbgut soll nämlich um jeden Preis verhindert werden.
Im austrlischen Great Barrier-Reef treffen sich die bunten Strudelwürmer Pseudocerus bifurcus, ebenflls Zwitter, zum Penis-Fechten. Sie nehmen die Kampfstellung ein, warten auf eine günstige Gelegenheit und machen einen Ausfall, wobei sie versuchen, mit ihrem Penis einen Stoß zu machen und so den Gegner zu durchbohren. So wollen sie Sperma unter die Haut des Kontrahenten spritzen. Bis zu eine Stunde kann so ein Sex-Duell dauern, bei dem es zur Befruchtung kommt.
Die Jungfernzeugerinnen brauchen hingegen keine Männchen mehr, um sich fortzupflanzen. Sie klonen sich stattdessen. Die Weibchen tragen Eier aus, die sich ohne Samenzelle teilen und zu einem Tier entwickeln. Auch Blattläuse , Eidechsen, Muschelkrebse, Salamander und manche Fischarten kennen Fortpflanzung ohne Männchen. Fische gehören ohnehin zu den sexuell flexibelsten Wirbeltieren. Transsexualität ist hier keine Besonderheit, manche Arten sind heute Männchen, verwandeln sich tags darauf in Weibchen und übermorgen wieder in Männchen zurück. Das ist bei einigen Grundel- und Zackenbarscharten der Fall. Der Grund ist total praktisch: herrscht ein Mangel an Männchen, switcht das grösste Weibchen das Geschlecht und verwandelt sich in einen Mann.
Die fortschrittlichste Art ist aber eindeutig der Schleimpilz Physarum polycephalum. Er nämlich hat sämtliche Geschlechterfragen überwunden, besitzt 13 sexuelle Identitäten und kann sich mit jedem außer seinem eigenen Geschlecht fortpflanzen.
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