Natur | Crazyslip

Warum hat die Natur den Fetisch erfunden?

Magazin 10. Juli 2014

In zahlreichen Studien haben Forscher nachgewiesen, dass Fetische einen festen Platz in der menschlichen Natur haben und keineswegs ein modernes Phänomen unserer Überflussgesellschaft sind, in der man von Reizen von allen Seiten nur so bombardiert wird und deswegen nach besonderen Stimuli sucht. Fest steht auch, dass deutlich mehr Männer als Frauen einem bestimmten sexuellen Fetisch frönen. Doch gibt es so etwas wie einen biologisch-evolutionären Sinn dahinter? Was könnte es für Vorteile haben, eine Vorliebe für ein bestimmtes Objekt, ein Körperteil oder ähnliches zu verspüren?

Vielleicht ist es aufschlussreich sich dazu ein Experiment des russischen Wisschenschaftlers Iwan Petrowitsch Pawlow ins Gedächtnis zurückzurufen, das die Verhaltensforschung sehr bereichert hat. Die Rede ist vom sogenannten Pawlowschen Hund. In einem Experiment stellte man verschiedenen Doggies einen Napf mit Futter hin und sah, dass sie anfingen, verstärkt Speichel zu produzieren. Dann nahm man das Futter wieder weg und ließ ein Glöckchen läuten. Dabei stellten die Forscher fest, dass die Hunde nicht mehr sabberten. Als nächstes ging man dazu über, gleichzeitig Futter hinzustellen und das Glöckchen zu läuten. Nach etlichen Durchgängen wurde dann nur das Glöckchen geläutet, ohne dass es Fresschen gab. Und siehe da – den Hunden lief jetzt das Wasser im Munde zusammen. Sie wurden konditioniert, wie man mittlerweile sagt.

So ähnlich funktioniert auch ein Fetisch. Sexuelle Erregung entsteht nicht durch das was „normal“ wäre, also die zur Schau gestellten sexuellen Reize des jeweils anderen Geschlechts, sondern durch ein „Vehikel“, das stimulierend wirkt. Doch welche Erklärung hätte Charles Darwin dafür? Nun, wahrscheinlich würde er sagen, dass Männer von dieser „sexuellen Abkürzung“ profitieren, indem sie schneller erregt werden. Man denke an eine Situation mit einem Urmenschen in einer Hohle. Jederzeit konnte es sein, dass ein Säbelzahntiger um die Ecke kommt und unseren Vorfahren frisst. Wenn Mann also immer sehr lange gebraucht hätte, um in Stimmung zu kommen, dann wäre er oft solchen Attacken um Opfer gefallen.  Durch einen Fetisch als Direktschaltung zum Sexualakt konnte es aber sofort zur Sache gehen, man hat sich schnell fortgepflanzt und sich wieder aus dem Staub gemacht, ehe ein Biest vorbei kam um Höhlenmenschen zu naschen.

 

684 total views, 0 today

Sex-Absurditäten in der Natur

Magazin 27. August 2013

In freier Wildbahn haben sich so viele seltsame Spielarten des Geschlechtslebens herausgebildet, dass es teilweise wie Science-Fiction klingt. Zum Beispiel stößt man auf multiple Geschlechter und die Rede ist nicht von zwei oder drei. Ein Lebewesen kann mehr als ein Dutzend davon besitzen. Zwitter haben sehr viele Vor- aber auch Nachteile. Tieren, die sowohl Männchen wie Weibchen sind, sollten Geschlechterkämpfe eigentlich unbekannt sein, aber dem ist nicht so. Einigen Arten übernehmen nur sehr ungern die Frauenrolle.

Die Gründe sind biologischer und wirtschaftlicher Natur: Sperma lässt sich relativ einfach produzieren, die großen Eizellen verbrauchen jedoch bei der Herstellung viel Energie und Eiweiß. Das ist anstrengend. Männer hingegen können sich öfter paaren und damit mehr von ihrem Erbgut weitergeben. Das macht Spaß. Einige Zwitter agieren daher mitunter sehr unfair, nur um die Männerrolle zu bekommen. Die Ariolimax-Schnecken haben für ihre Körpergröße Riesen-Penisse. Treffen zwei dieser Zwitter paarungsbereit aufeinander, ist ein brutaler Kampf vorprogrammiert, bei dem die Schnecken versuchen, in den jeweils anderen einzudringen und gleichzeitig dessen Penis abzubeißen. Die Weitergabe von konkurrierendem Erbgut soll nämlich um jeden Preis verhindert werden.

Im austrlischen Great Barrier-Reef treffen sich die bunten Strudelwürmer Pseudocerus bifurcus, ebenflls Zwitter, zum Penis-Fechten. Sie nehmen die Kampfstellung ein, warten auf eine günstige Gelegenheit und machen einen Ausfall, wobei sie versuchen, mit ihrem Penis einen Stoß zu machen und so den Gegner zu durchbohren. So wollen sie Sperma unter die Haut des Kontrahenten spritzen. Bis zu eine Stunde kann so ein Sex-Duell dauern, bei dem es zur Befruchtung kommt.

Die Jungfernzeugerinnen brauchen hingegen keine Männchen mehr, um sich fortzupflanzen. Sie klonen sich stattdessen. Die Weibchen tragen Eier aus, die sich ohne Samenzelle teilen und zu einem Tier entwickeln. Auch Blattläuse , Eidechsen, Muschelkrebse, Salamander und manche Fischarten kennen Fortpflanzung ohne Männchen. Fische gehören ohnehin zu den sexuell flexibelsten Wirbeltieren. Transsexualität ist hier keine Besonderheit, manche Arten sind heute Männchen, verwandeln sich tags darauf in Weibchen und übermorgen wieder in Männchen zurück. Das ist bei einigen Grundel- und Zackenbarscharten der Fall. Der Grund ist total praktisch: herrscht ein Mangel an Männchen, switcht das grösste Weibchen das Geschlecht und verwandelt sich in einen Mann.

Die fortschrittlichste Art ist aber eindeutig der Schleimpilz Physarum polycephalum. Er nämlich hat sämtliche Geschlechterfragen überwunden, besitzt 13 sexuelle Identitäten und kann sich mit jedem außer seinem eigenen Geschlecht fortpflanzen.

757 total views, 1 today