Gibt es einen Tattoo-Fetischismus?
Kunstvolle Körperbemalungen, die ein Leben lang bleiben, kennt man schon seit Menschengedenken. Das heute dafür auf der ganzen Welt gebräuchliche Wort Tattoo stammt aus dem polynesischen Sprachraum, wo man sich gerne den ganzen Body und auch das Gesicht mit spektakulären Mustern verzieren lässt. Tattoos gelten in diesem Zusammenhang als Zeichen von Stolz, Männlichkeit und der Zugehörigkeit zu einer Gruppe von kühnen Kriegern. Auch Frauen lassen sich in traditionell organisierten Kulturen oft mit Tattoos verschönern, was nicht nur toll aussehen, sondern auch dazu dienen soll, ihren Status in der Gruppe graphisch darzustellen.
Auch in unseren Breitengraden sind Tattoos mittlerweile weit verbreitet. Und auch hier transportieren sie bestimmte Botschaften; sie signalisieren unter anderem Verwegenheit, einen unangepassten Lifestyle sowie ein ausgeprägtes Schönheitsempfinden und Körperbewußtsein. Vielen gelten Tätowierte Menschen als besonders anziehend und sexuell attraktiv. Da stellt sich mithin die Frage, ob man denn auch von einem echten Tattoo-Fetisch sprechen kann. In der Tat gibt es Personen, die auf den Akt des Tattoo-Stechens stehen, ihnen gibt der Schmerz einen speziellen Kick und sie sind auch auf ihre Art süchtig nach immer neuen Motiven auf der eigenen Haut.
Hand in Hand mit Tattoos gehen auch Piercings (man denke im Zusammenhang mit Sexualität nur an Intimschmuck…) und andere das Aussehen verändernde Praktiken wie beispielsweise das Einsetzen von Implantaten sowie die besonders schmerzhaften Varianten Branding und Carving. Die Träger solcher Merkmale können wohl problemlos als Fans bezeichnet werden, allerdings gibt es neben solchen „aktiven“ auch „passive“ Liebhaber von diversen Art der Körperverzierung. Sie bevorzugen tätowierte, gepiercte oder gebrandete Personen für eine Partnerschaft und/oder Sex oder suchen einfach ihre Nähe im Rahmen einer Freundschaft.
Jedoch ist hierbei umstritten, ob man denn auch von einem authentischen Fetisch sprechen kann. Weit verbreitet ist die Ansicht, dass Liebhaber von Tattoos & Co. zwar eindeutig eine Vorliebe für selbige aufweisen, allerdings wird dies unter dem Oberbegriff Lifestyle zusammengefasst. Ausgesprochene Tattoo-Fetische sind zwar vorhanden, kommen aber insgesamt doch eher selten vor. Generell genießt die Tattoo-Szene den Status einer Subkultur, die dem Ausdruck einer Lebenseinstellung Rechnung trägt. Auffällig ist zudem, dass es in der Porno-Branche nurmehr sporadisch zu Produktionen mit auffällig tätowierten Darstellern kommt. Die Qualität eines echten Fetisch ist also zwar in Grundzügen vorhanden, jedoch fehlt es noch an den entsprechenden sexuell konnotierten Alleinstellungsmerkmalen.
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