Spanien | Crazyslip

Slips als Wurfgeschoss benutzt

Magazin 30. Mai 2014

Anfang des Jahres machten die Aktivistinnen der Feministinnengruppe Femen mit einer spektakulären Aktion in Spanien auf sich aufmerksam. Um gegen das restriktive Abtreibungsgesetz in dem südeuropäischen Land zu demonstrieren, lauerten ein paar barbusige Frauen dem Erzbischof von Madrid Kardinal Antonio María Rouco Varela auf und bewarfen ihn mit extra dafür präparierten Slips. Die Unterwäscheteile waren mit roter Farbe beschmiert, ob sie wirklich nur künstlich bearbeitet worden waren, oder vielleicht doch von den Aktivistinnen getragen worden waren, wurde nicht bekannt. Jedenfalls ging der Schlüpfer-Schauer voll auf den Geistlichen nieder und das, als er gerade auf dem Weg zu Andacht war. Die Aktivistinnen machten sich nach der Schläupfer-Attacke zwar schnell aus dem Staub, bekannten sich aber wenig später auf Facebook zu der Aktion.

Hintergrund war die Verschärfung des Abtreibungsgesetzes in Spanien. Die konservative Regierung unter Ministerpräsident Mariano Rajoy hat vor einigen Wochen ein strenges Abtreibungsgesetz erlassen, dass den Schwangerschaftsabbruch nur in Ausnahmefällen zulässt. Dazu gehören eine Vergewaltigung und ein durch die Schwangerschaft hervorgerufenes Gesundheitsrisiko für die Mutter. Eine Missbildung des Fötus wird hingegen nicht als Grund für eine Abtreibung akzeptiert. Die konservative Partido Popular hat im spanischen Parlament eine erdrückende Mehrheit und setzte seit ihrem Machtantritt vor rund zwei Jahren diverse Gesetze durch, die von weiten Teilen der Bevölkerung als rückschrittlich empfunden werden. Die katholische Kirche stand bei dem umstrittenen Abtreibungsgesetz Pate und wird deswegen von dessen Gegnern regelmässig angefeindet. Daher wurde ihr Vertreter nun Ziel der Schlüpfer-Attacke durch Femen.

Bereits vor Jahrzehnten, insbesondere während der streng katholisch ausgerichteten Franco-Diktatur, war es den Spanierinnen verboten abzutreiben. Mit der Demokratisierung ab 1975 wurden die Gesetze schrittweise immer weiter gelockert, nun aber nimmt die aktuelle Regierung die in dieser Angelegenheit gewährten Freiheiten nach und nach zurück.

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Zu Sylvester in Spanien? Rote Unterwäsche anziehen!

Magazin 30. Dezember 2013

ESPFast jedes Land auf er Welt feiert Sylvester anders, nicht überall ist es z.B., wie in Deutschland, normal, auf der Straße Böller und Feuerwerk zu zünden und lautstark zu feiern. Das musste der Autor ernüchtert in Frankreich feststellen, als es am Neujahrsabend nur ein langweiliges Abendessen mit langweilien Franzosen gab, die um Punkt 0:00 Uhr noch nicht einmal vom Tisch aufstanden, sondern sich lediglich lau zuprosteten und wenig später zu Bett gingen. Als der Autor, also ich, dann die ausgebliebene Party mit einer hübschen Rothaarigen auf einer Matratze nachholte, wurden wir durch aufdringliches Türklopfen daran erinnert, dass gefälligst Ruhe zu geben sei. Unfassbar…

Wenn wir aber mal beim Stichwort „Rot“ bleiben und von Frankreich aus nach Süden über die Grenze schauen, sieht die Sache ganz anders und viel erfreulicher aus. Einer der zentralen Bräuche zu Sylvester in Spanien ist nämlich das Tragen von roter Unterwäsche. Und das gilt sowohl für Frauen als auch für Männer. Der Ursprung dieses Brauches ist zwar nicht ganz geklärt, man geht aber davon aus, dass dies eine späte Abrechnung mit dem Mittelalter ist. In dieser Zeit war nämlich besonders im katholischen Spanien quasi alles verboten und erst Recht Dinge, die Spaß machen, also vor allem auch Sex. Und da rot ja bekanntlich auch die Farbe der fleischlichen Lust, des Teufels, des Blutes und der Hexerei ist, war sie auf der Iberischen Halbinsel im Alltag eine ganze Zeit lang Tabu. Die Verbannung dieser Farbe ging sogar so weit, dass an manchen Orten das Aussäen von rotem Gemüse wie der Tomate oder roter Paprika verboten war. Ganz zu Schweigen vom Tragen roter Kleidung oder gar Unterwäsche.

Nach und nach begannen die Menschen aber, mit rot anderen, positiven Dinge zu verbinden. Die Signalfarbe stand irgendwann unter anderem für Glück, eine positive Einstellung zum Leben, der Leidenschaft und der Liebe. Ensprechend tragen die Spanier rote Unterwäsche, um diese wunderbaren Dingen auch im neuen Jahr anzuziehen. Wichtig: bei der Unterwäsche muss es sich um ein Geschenk handeln und der oder die Träger/in muss sie verkehrtherum anziehen…

 

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