Das Torture-Ship schlägt hohe Wellen
„Eine Seefahrt die ist lustig, eine Seefahrt die ist…“ „Ja, ja! Schnauze, auf die Knie!“ Solche oder so ähnliche Töne könnte man entgegen geschleudert bekommen, wenn man auf dem Fetisch-Dampfer „MS Schwaben“ mitfährt. Seit 17 Jahren sticht einmal pro Jahr das zum Fetischismus-Spielplatz umfunktionierte Schiff mit Hunderten von Dominas, Fetischisten, Sklaven und Menschen, die einfach an erotischer Selbstdarstellung interessiert sind, in See. Die Route verläuft dabei quer über den Bodensee, angelegt wird in Konstanz und in Friedrichshafen. Zum letzten Mal ging es am letzten Samstag rund. Unter den Augen Hunderter Schaulustiger ging das Partyvolk an Bord des „Torture Ship“ und feierte ausgelassen ihre Vorliebe für skurrile Sexualität. Ob an oder unter Deck, überall waren Pferdemasken und Handschellen, Nietenhalsbänder und kunstvoll verschnürte „Bottoms“, also devote BDSM-Fans am Start.
Und wie jedes Jahr war wieder für reichlich Kontroversen gesorgt. Die Politiker in der Region beäugen das bunte Treiben misstrauisch und finden es nicht immer so toll, dass hier einem ausschweifenden Lifestyle und sexueller Freizügigkeit gefrönt wird. Die Teilnehmer hingegen erklärten diversen Medienvertretern gegenüber, dass es aber in erster Linie um Spaß und Party ginge und weniger um offensiv gelebte Sexualität in all ihrer Eindeutigkeit. So zitierte n-tv eine 39 Jahre alte Heilpraktikerin aus Baden-Württemberg folgendermaßen: „Die gesellschaftlichen Normierungen, die wir in der Kindheit auferlegt bekommen, werden hier an die Wand geklatscht.“ Eine andere Dame erklärte gegenüber dem Nachrichtensender, dass die Gesellschaft zwar eigentlich immer toleranter werde, man sich aber mit der Kritik am „Torture-Ship“ wieder zurück bewege.
Die Veranstalter hatten prinzipiell für den 30. August 2014 ein weiteres Event auf der „MS Schwaben“ geplant, diesmal jedoch mit einem deutlichen Swinger-und-Sex Charakter. Hiergegen läuft nun allerdings die in Konstanz regierende CDU Sturm. Der regierende Oberbürgermeister lehnt es strikt ab, ein touristisches Schiff wie die „MS Schwaben“ für derlei Veranstaltungen zur Nutzung freizugeben. Ob diese Fahrt letztlich doch stattfinden wird, bleibt abzuwarten.
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