Sklave „Hinkebein“ aus Pulp Fiction: Ein Mysterium der Fetisch-Kultur
Regisseur Quentin Tarantino hat sich mit seinem 1994er Streifen „Pulp Fiction“ ein filmisches Denkmal gesetzt. Ds Werk, in dem es um Klein- und Grosskriminelle geht, deren Lebenswege vielfach miteinander verflochten sind und die sich schicksalhaft überschneiden, hat Massstäbe in Sachen Dramaturgie, Inszenierug, Humor und Dialogoriginalität gesetzt. Oft kopiert, bleibt der Krimi in seiner Einzigartigkeit bis heute unerreicht.
Eine der wohl einprägsamsten Szenen sind etwa im letzten Drittel des Filmes zu sehen, als Bruce Willis, alias Butch vom Gangsterboss Marcellus Wallace bis in ein Pfandleihergeschäft hinein verfolgt wird. Dort werden die beiden Streithähne unerwartet vom Ladenbesitzer Maynard gefangen genommen, um später von ihm und seinem Polizistenkumpel Zed im Keller missbraucht zu werden. Kurz bevor Marcellus Wallace in ein Nebenzimmer geführt wird, um vergewaltigt zu werden, taucht eine rätselhafte Figur auf, die „Hinkebein“ genannt wird.
„Hinkebein“ ist ein in ein ledernes Ganzkörperkostüm gekleideter Sklave, den Maynard in einer Holzkiste gefangen hält. Zed besteht darauf, dass „Hinkebein“ auf Butch acht gibt, während er selbst und Maynard mit Marcellus beschäftigt sind. Auffällig ist, dass Zed in Bezug auf „Hinkebein“ von ihr spricht und nicht ihm. Als der oder die Sklave/in hereingeholt wird, wirkt die Gestalt aber eindeutig männlich. Der Körperbau ist stämmig und gross und im Schritt sieht man deutlich eine Beule.
Der rundum in Leder inklusive Maske, gehüllte Sklave wird in den Raum geführt und dort angekettet. So soll er auf das Opfer Butch „ein Auge haben“, obwohl er an Händen und am Hals gefesselt bleibt. Nachdem sich Butch befreit, will „Hinkebein“ schreien, es scheint aber, als wäre er unter der Maske zudem auch geknebelt. Butch schlägt „Hinkebein“ K.O. und lässt ihn an Ort und Stelle hängen.
Nun drängt sich eine ganze Reihe von Fragen auf, die im Film unbeantwortet bleiben: Ist „Hinkebein“ ein freiwilliger Sklave, oder ist er eine „Fliege“, die einst wie Butch und Marcellus ins Netz von Maynrd und Zed gegangen ist? Handelt es sich nun um eine Frau, oder einen Mann? Was hat es mit den Wochentagen auf sich, die Zed in Zusammenhang mit „Hinkebeins“ Wohlbefinden erwähnt…? Die Antworten auf diese und noch weitere Fragen ist uns Quentin Tarantino schuldig geblieben, jedoch basiert auf ihnen der Mythos „Hinkebein“, über dessen Geheimnisse sich die Fetisch-Szene wohl auch weiterhin Gedanken machen wird.
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