Unterhosen | Crazyslip

Kaiserliche Unterhosen lassen die Kasse klingeln

Magazin 20. Mai 2014

Wie das Magazin Stern vor kurzem berichtete, wurden im Wiener Auktionshaus Dorotheum in den letzten Wochen einige seltene Gebrauchsgegenstände aus dem Besitz der Dynastie Habsburg versteigert. Neben vielen Dingen, die man eben so auf einer Versteigerung aus dem Nachlass einer Aristokratenfamilie vermutet, kamen auch recht kuriose Stücke unter den Hammer, die gar ein gewisses Fetischpotential haben. So konnte der Meistbietende zum Beispiel einige original Unterhosen des letzten österreichischen Kaisers Franz Joseph erstehen. Beinlang, weiß und mit rotem Monogramm versehen, ließen die Teile erahnen, welchen Kleidungsstil das Oberhaupt der Donaumonarchie einst unten drunter gepflegt hat.

Doch nicht nur die langen Unterhosen des Kaisers wurden in Wien versteigert. Auch ein Trauertaschentuch, in das Franz Joseph sich offenbar geschnäuzt hat, wechselte auf der Auktion seinen Besitzer. Zugegeben, der Sexappeal der Teile hält sich relativ stark in Grenzen, wenn man bedenkt, dass der Kaiser, den vor rund 100 Jahren im hohen Alter das Zeitliche segnete, nun wirklich nicht als sexy Hase bezeichnet werden konnte. Viel interessanter dürften tatsächlich der historische sowie der Sammlerwert der seltenen Stücke sein. Nichtsdestotrotz erzielen die in den vergangenen Jahrzehnten penibel gepflegten Objekte ansehnliche Summen. Einige von ihnen gingen für satte 4.000 Euro weg, so zum Beispiel eine Locke des Dichters Friedrich Schiller, die sich ebenfalls im Besitz der Habsburger befand.

Dennoch sind diese Beträge noch sehr überschaubar, wenn man in Betracht zieht, wie teuer die Topartikel bei fruheren Versteigerungen im Dorotheum weggingen. Wie aus dem Bericht des Stern hervorgeht, soll zum Beispiel ein Portrait der jungen Kaiserin Sisi seinerzeit knapp 90.000 Euro eingebracht haben. Verglichen damit kosteten die Unterhosen von Franz Joseph einen Appel und ein Ei. Da drängt sich aber gleich die Frage auf, ob es nicht noch irgendwo Schlüpfer von Kaiserin Elizbeth „Sisi“ gibt. Sollten diese ebenfalls einmal auf dem Auktionstisch landen, dürften die Erträge geradezu astronomisch ausfallen…

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Slips im Kommunismus: Auch Glasnost trug Unterwäsche

Magazin 22. Oktober 2013

Wer die Geschichte der Sowjetunion, dieses experimentellen Riesenreichs aus einer nicht allzu fernen Vergangenheit, und die ihrer Bewohner verstehen will, der wirft am Besten einen Blick auf die Unterwäsche der russischen (Zwangs-) Kommunisten von damals. Die Menschen zwischen Moskau und Wladiwostok quälte eine Phobie, die mit selbst gestrickten Unterhosen und selbst gebastelten Büstenhaltern zu tun hat. Immer mussten sie fürchten, dass das Unterhosengummi reißt oder die Strümpfe verrutschen. Selbst heute noch fürchten viele Russinnen, dass ihre Unterhosen zu sehen sein könnten. Also lebt man in Russland weiterhin mit zusammengepressten Beinen. Slawische Prüderie eben.

Aber vieles hat sich dennoch geändert. Anfang der 2000er zog sich Moskau zum ersten Mal öffentlich bis auf die Unterwäsche aus. Und zwar auf einer Ausstellung mit dem Titel „Das Gedächtnis des Körpers – sowjetische Unterwäsche von 1917 bis 1991.“ Die Besucher kamen in Scharen, um die frühere Schande zu begutachten: Ausgeleierte, knielange, Damenschlüpfer in schweinchenrosa, lange Männerunterhosen, in denen man aussah, als hätte man sich vollgeschissen. Der Hosenboden hing immer schlabberig herunter. Oder die ersten selbst gemachten, aus alten Unterhosen und Strümpfen improvisierten Strumpfhosen für die moderne, sozialistische Frau. Bunte Unterröcke aus der DDR waren da noch der letzte Schrei und heiß begehrt!

Die sowjetische Top-Unterwäsche für die Underdog-Klasse, die es im Arbeiter-und-Bauern-Staat zu würdevoller Proletarier-Existenz geschafft hatte, war militärisch-sportlich und betont maskulin designt. Doch die Frauen trugen noch bis in die 50er oft vorrevolutionäre Unterwäsche, also Unterwäsche, die vor 1917 gefertigt worden war…  Das waren dann Erbstücke, wieder und wieder geflickt und zugenäht. Egal ob man Blaumann oder Uniform trug, zwischen diesen und der Unterwäsche verlief die Grenze sozialistischer Schamhaftigkeit. In der Sowjetunion war diese aber, wie so vieles, widersprüchlich. In den Gemeinschaftswohnungen baumelte die Unterwäsche im Flur jedem vor de Gesicht herum, am Strand saßen alle in Unterwäsche nebeneinander und keiner störte sich daran…

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