Vor allem junge Frauen in urbanen Gegenden und Ballungsgebieten wie Berlin, Hamburg, Köln oder Stuttgart entwickeln derzeit eine ungewöhnliche Verhaltensweise, wenn es darum geht, sich mit neuer Kleidung einzudecken. Nicht wenige Damen drängt es dazu, Mode zu kaufen, die ihrer eigenen Ansicht nach – hässlich ist.
In diversen Online-Foren wird dieses Phänomen zurzeit heftig diskutiert. Unzählige Userinnen beichten, dass sie mit Vorliebe „scheußlich“ designte Mode erwerben. Eines der Schlagwörter dabei ist „Hipster-Klamotten“. Die Mode, die typischerweise von „Hipstern“ getragen wird, ist von Person zu Person unterschiedlich zusammengestellt, einige Merkmale haben jedoch so ziemlich alle Individuen gemeinsam, die sich grob in das Hipster-Schema einfügen: große Brillen mit auffälligem Rahmen/Gestell aus schwarzem Plastik, Röhrenjeans, Pullover oder Pullunder, darunter Hemden, Schuhe aus Wildleder mit Schnürsenkeln… etc. Das alles wird sorgfältig ausgewählt, oftmals legen die Träger solcher Kombinationen einen gewissen Wert auf Vintage-Look.
Da viele Hipster ein mehr oder weniger verdecktes Elitedenken aufweisen, stoßen sie unter zahlreichen Altersgenossen und anderen Bevölkerungsteilen nicht immer auf Gegenliebe, eine regelrechte „Hipster-Allergie“ kann durchaus oft unter jungen Leuten erkannt werden. Gerade aber die Gegner/innen des oftmals recht prätentiösen Hipster-Looks stöbern in letzter Zeit gezielt nach zumeist gebrauchten Kleidungsstücken, die ihrer Meinung nach hässlich sind und in der Regel in Einklang mit der verbraucht-spießigen Ästhetik von Hipster-Mode in Einklang stehen. Geshoppt werden zum Beispiel abgewetzte Trenchcoats, Buntfaltenröcke oder verschlissene Joola-Turnschuhe aus den 80ern. Viele der Neu-Fetischistinnen berichten von einer Art innerem Zwang, Klamotten zu kaufen, die sie eigentlich „potthässlich“ finden, deren Anziehungkraft sie aber nicht widerstehen können.
Da der „Hässliche-Klamotten-Fetisch“ noch relativ neu ist, wird man abwarten müssen, um seine ganze tiefenpsychologische Dimension beurteilen zu können. Allem Anschein nach hat es jedoch mit einem Reiz zu tun, der an das eigene Geschmacksempfinden gekoppelt ist und durch die Überwindung des Schamgefühls stimuliert wird. Man darf gespannt sein, wie sich das Phänomen entwickeln wird.